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4.1.06 

Magersucht nach schwieriger Geburt häufiger

Wissenschaft.de berichtet:

Komplikationen während und unmittelbar nach der Geburt erhöhen das spätere Risiko des Kindes für Essstörungen wie Magersucht und Bulimie. Das haben italienische Wissenschaftler um Angela Favaro von der Universität Padua herausgefunden, als sie die Daten von mehr als 700 Frauen verglichen, von denen 114 magersüchtig waren und 73 an Bulimie litten. Je mehr Geburtskomplikationen aufgetreten waren, desto eher entwickelten die weiblichen Kinder in ihrem späteren Leben Essstörungen.

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3.1.06 

Osteoporose: neue Behandlung möglich?

Ein internationales Forscherteam der Universitäten von Bonn und Jerusalem sind der Osteoporose weiter auf die Spur gekommen. Die Forscher haben festgestellt, dass Mäuse mit einem bestimmten Gendefekt eine geringere Knochendichte aufweisen. Eine entscheidende Rolle spielen die so genannten Cannabinoidrezeptoren, berichten die Wissenschaftler in den Fachzeitschriften Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) und Human Molecular Genetics.

Mit Medikamenten, die spezifisch an diese sogenannten CB2-Rezeptoren binden, könnte man Osteoporose behandeln.

Meliha Karsak vom Bonner Life&Brain-Zentrum hat gemeinsam mit ihren Kollegen der Universität Jerusalem festgestellt, dass der Cannabinoidrezeptor CB2 eine wesentliche Rolle bei der Knochendichte spielt. "Wir kennen heute zwei Typen von Cannabinoidrezeptoren, CB1 und CB2", erklärt Karsak. Der CB1-Rezeptor wird von den Nervenzellen im Gehirn gebildet und ist zum Beispiel für die psychische Wirkung von Cannabis verantwortlich. "Der CB2-Rezeptor kommt dagegen nicht in Nervenzellen vor. Seine Funktion war bislang unbekannt." Der Bonner Hirnforscher Andreas Zimmer hat Mäuse gentechnisch so verändert, dass ihr CB2-Rezeptor nicht mehr funktionierte. Das Ergebnis war verblüffend: "Die Tiere verloren nach und nach die stabilisierenden Knochenbälkchen", berichtet Karsak. "Auch war bei ihnen die Zahl der Osteoklasten - das sind bestimmte Zellen, die Knochengewebe abbauen können - um fast die Hälfte erhöht."

Die Forscherin konnte mit einer Kollegen aus Israel und England nachweisen, dass Osteoklasten wie auch ihre Gegenspieler, die für den Knochenaufbau zuständigen Osteoblasten, auf ihrer Oberfläche CB2-Rezeptoren tragen. Signalmoleküle wie die vom Körper gebildeten Endocannabinoide, scheinen auf diesem Weg das Knochenwachstum regulieren zu können. Unterstützt wird diese These durch ein weiteres Experiment mit Mäusen, denen die Eierstöcke entfernt worden waren. Der daraus resultierende Östrogen-Mangel führt normalerweise zum Abbau von Knochensubstanz und schließlich zu Osteoporose. Die Wissenschaftler haben die Mäuse mit einem Wirkstoff behandelt, der spezifisch an den CB2-Rezeptor bindet. Auf diese Weise konnte der durch den Eingriff bedingten Knochenverlust abgeschwächt werden.

Wie sich die Tierversuche auf den Menschen umlegen lassen, haben nun Wissenschaftler in Frankreich untersucht. Tatsächlich fand sich bei Osteoporose-Patientinnen eine bestimmte Variante des CB2 Gens häufiger als bei Gesunden. "Wer diesen Defekt in seinen Erbanlagen mit sich herumträgt, muss jedoch nicht zwangsläufig erkranken. Allerdings tragen Frauen mit dieser Mutation ein dreifach höheres Osteoporose-Risiko", so die Wissenschaftlerin. Der Ergebnisse machen deutlich, dass der CB2-Rezeptor für den Erhalt der normalen Knochenmasse essenziell ist. Darüber hinaus bietet dieses Wissen völlig neuartige Therapiemöglichkeiten. Bei vielen Frauen mit Osteoporose, bei denen der CB2-Rezeptor funktioniert - es also andere Ursachen gibt - könnte man versuchen, den Rezeptor durch Medikamente zu stimulieren und so den Knochenverlust zu bremsen. Bei Patientinnen mit CB2-Defekt machen die jüngsten Resultate Hoffnung.

 

Frühgeburten mit Strom verhindern

Vorzeitige Wehen sind eine häufige Problematik im Verlaufe einer Schwangerschaft und können zu Frühgeburten führen. Es gibt Medikamente, um diese Wehentätigkeit zu vermeiden, jedoch haben diese z. T. erhebliche Nebenwirkungen auf den Kreislauf der Schwangeren. Im Tierversuch wurde nun versucht, mit einem geringen Stromfluss, die Kontraktionsbereitschaft der Gebärmutter zu mindern und die Wehen auf quasi auf "Knopfdruck auszuschalten".

Jeffrey Karsdon vom New York Downtown Hospital untersuchte die Auswirkung von elektrischen Spannungen bei Kaninchen und Ratte. Bei vorzeitigen Wehen konnte die Dauer bis zur Geburt bei Ratten um 80% verlängert werden, der Druck in der Gebärmutter von Kaninchen in der gleichen Situation um fast 50% vermindert werden.

"Es konnte mit dieser Studie der positive Einfluss von schwachen elektrischen Strömen auf die Kontraktion der Gebärmutter nachgewiesen werden", so die Forscher. "Inwieweit dies auch beim Menschen umsetzbar ist, bleibt abzuwarten".

Karsdon J, Garfield RE, Shi SQ, Maner W, Saade G.
Electrical inhibition of preterm birth: inhibition of uterine contractility in the rabbit and pup births in the rat.
Am J Obstet Gynecol. 2005 Dec;193(6):1986-93.

 

Alterszucker kann durch Likör verhindert werden

Das Gläschen Eierlikör ist kein Grund für ein schlechtes Gewissen, sondern es bietet möglicherweise sogar Schutz vor dem Eintritt des sogenannten Altersdiabetes oder auch "Alters-Zucker". Die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung eines solchen Typ 2 Diabetes steigt mit zunehmendem Alter und tritt bei Frauen häufiger als bei Männern auf.

Der Wissenschaftler Michiel Bots von der Unviversität Utrecht verfolgte die gesundheitliche Entwicklung von insgesamt 16.300 Frauen im Alter von 49 bis 70 über einen durchschnittlichen Zeitraum von 6,2 Jahren. In diesem Zeitraum entwickelten 760 Frauen einen Altersdiabetes. Frauen mit einem moderaten Alkohol-Konsum (5-30 Gramm Alkohol pro Woche) hatten dabei ein wesentlich geringeres Risiko, an Diabetes zu erkranken als Abstinenzlerinnen. Bei größeren Alkoholmengen wurden das Entstehen des Diabetes jedoch wieder begünstigt.

Hin und wieder ein "Likörchen" kann also durchaus gesundheitserhaltend sein.

 

Internetsucht als Krankheit anerkennen

Nach Meinung des Thüringer Kommunikationspsychologen Wolfgang Frindte sollte auch in Deutschland die Internetsucht als Krankheit anerkannt werden. «Es geht nicht darum, die Betroffenen zu stigmatisieren, sondern darum, prüfbare Kriterien zu entwickeln», sagte der Wissenschaftler an der Friedrich-Schiller-Universität in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

Anders als beispielsweise in den USA gebe es in der Bundesrepublik bislang keine festen Diagnosestandards. Schätzungen zufolge zeigten etwa acht Prozent der 14- bis 18-Jährigen bereits Suchtmerkmale im Umgang mit dem Internet. «Kinder und Jugendliche sind dafür besonders anfällig, vor allem wenn sie keine Erziehungsführung haben», sagte Frindte.

Dabei sei nicht allein die Zeit, die man im Internet verbringe, für die Sucht ausschlaggebend. Die Sucht zeige sich statt dessen unter anderem im Drang danach, den Internet-Besuch zwanghaft zu wiederholen und auch darin, dass soziale Beziehungen dadurch stark beeinflusst und eingeengt würden.

Ähnlich wie beim Rauchen versucht der Internet-Süchtige laut dem Wissenschaftler, das eigene Verhalten zu rechtfertigen. Das geschehe selbst dann, wenn gesundheitliche Schäden zu befürchten seien, sagte Frindte. Als Erwachsener verringere sich das Suchtverhalten Untersuchungen zufolge jedoch wieder.

 

Geburtsbegleitung: eher nachteilig?

Man kennt es aus Filmen, wenn es zur Geburt kommt: Die weiterhin tadellos frisierte und geschminkte Hauptdarstellerin wird von der Hebamme oder einem Arzt angeleitet, wie das Kind nun am besten zutage zu fördern sei. "Pressen", "Hecheln" sind dann Hauptbestandteile des Drehbuch-Dialogs.

Aber auch in der Realität erfolgen solche Anweisungen gegen Ende der Geburt (Austreibungphase bei vollständig geöffnetem Muttermund) häufig mit der guten Absicht, den Verlauf der Entbindung zu verkürzen und den Fortgang der Geburt für die Frau zu erleichtern. Viele Frauen sind dankbar für diese Hilfestellungen, andere weisen später darauf hin, dass dieses Hineinquatschen eher hinderlich ist. Eine Studie hat sich nun mit der Effektivität dieser Art der Geburtsbegleitung beschäftigt.

Der verlauf der Geburt scheint sich durch die Anweisungen zum Atmen nicht wesentlich zu verändern, die Dauer wird jedoch um etwa eine Viertelstunde vermindert, haben amerikanische Forscher nachgewiesen. Auch fanden sie Hinweise darauf, dass gezieltes Pressen und Entspannen das Risiko für Blasenprobleme nach der Geburt erhöhen. Frauen sollten daher eher ihrem Gefühl folgen und dann pressen, wenn ihnen danach ist, empfehlen die Wissenschaftler.

Für ihre Studie teilten die Mediziner 320 Erstgebärende in zwei Gruppen ein: Die eine Hälfte erhielt während der Wehenkontraktionen die Anweisung, für 10 Sekunden zu pressen, während die andere Hälfte einfach ihrem Gefühl folgen sollte. Bei allen Frauen war die Schwangerschaft normal verlaufen, und keine erhielt während der Geburt eine Periduralanästhesie. Beide Gruppen wurden intensiv von Hebammen betreut.

Die Anweisungen hatten erstaunlich wenig Einfluss auf Dauer und Verlauf der Geburt, berichten die Forscher. Bei den Frauen, die angeleitet worden waren, verkürzte sich die Zeit von der vollständigen Öffnung des Muttermundes bis zur Geburt des Kindes von durchschnittlich 59 auf 46 Minuten – ein Unterschied, der bei einer Gesamtdauer von bis zu 14 Stunden kaum ins Gewicht fällt, wie die Mediziner kommentieren.

Möglicherweise haben die gezielten Anweisungen jedoch negative Spätfolgen für die Mütter: Bei einer Untersuchung drei Monate nach der Geburt klagten deutlich mehr Frauen aus der Anweisungsgruppe über Blasenprobleme als aus der Vergleichsgruppe. In weiteren Studien müsse nun genauer untersucht werden, ob sich die Blasenbeschwerden wieder zurückbilden und ob sie tatsächlich auf das gezielte Pressen zurückgeführt werden können, so die Forscher.

S. Bloom et al.: American Journal of Obstetrics and Gynecology, Bd. 194, Nr. 1