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3.1.06 

Geburtsbegleitung: eher nachteilig?

Man kennt es aus Filmen, wenn es zur Geburt kommt: Die weiterhin tadellos frisierte und geschminkte Hauptdarstellerin wird von der Hebamme oder einem Arzt angeleitet, wie das Kind nun am besten zutage zu fördern sei. "Pressen", "Hecheln" sind dann Hauptbestandteile des Drehbuch-Dialogs.

Aber auch in der Realität erfolgen solche Anweisungen gegen Ende der Geburt (Austreibungphase bei vollständig geöffnetem Muttermund) häufig mit der guten Absicht, den Verlauf der Entbindung zu verkürzen und den Fortgang der Geburt für die Frau zu erleichtern. Viele Frauen sind dankbar für diese Hilfestellungen, andere weisen später darauf hin, dass dieses Hineinquatschen eher hinderlich ist. Eine Studie hat sich nun mit der Effektivität dieser Art der Geburtsbegleitung beschäftigt.

Der verlauf der Geburt scheint sich durch die Anweisungen zum Atmen nicht wesentlich zu verändern, die Dauer wird jedoch um etwa eine Viertelstunde vermindert, haben amerikanische Forscher nachgewiesen. Auch fanden sie Hinweise darauf, dass gezieltes Pressen und Entspannen das Risiko für Blasenprobleme nach der Geburt erhöhen. Frauen sollten daher eher ihrem Gefühl folgen und dann pressen, wenn ihnen danach ist, empfehlen die Wissenschaftler.

Für ihre Studie teilten die Mediziner 320 Erstgebärende in zwei Gruppen ein: Die eine Hälfte erhielt während der Wehenkontraktionen die Anweisung, für 10 Sekunden zu pressen, während die andere Hälfte einfach ihrem Gefühl folgen sollte. Bei allen Frauen war die Schwangerschaft normal verlaufen, und keine erhielt während der Geburt eine Periduralanästhesie. Beide Gruppen wurden intensiv von Hebammen betreut.

Die Anweisungen hatten erstaunlich wenig Einfluss auf Dauer und Verlauf der Geburt, berichten die Forscher. Bei den Frauen, die angeleitet worden waren, verkürzte sich die Zeit von der vollständigen Öffnung des Muttermundes bis zur Geburt des Kindes von durchschnittlich 59 auf 46 Minuten – ein Unterschied, der bei einer Gesamtdauer von bis zu 14 Stunden kaum ins Gewicht fällt, wie die Mediziner kommentieren.

Möglicherweise haben die gezielten Anweisungen jedoch negative Spätfolgen für die Mütter: Bei einer Untersuchung drei Monate nach der Geburt klagten deutlich mehr Frauen aus der Anweisungsgruppe über Blasenprobleme als aus der Vergleichsgruppe. In weiteren Studien müsse nun genauer untersucht werden, ob sich die Blasenbeschwerden wieder zurückbilden und ob sie tatsächlich auf das gezielte Pressen zurückgeführt werden können, so die Forscher.

S. Bloom et al.: American Journal of Obstetrics and Gynecology, Bd. 194, Nr. 1